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"Epiphone" - Eine MarktanalyseEs gibt unter den Elektrogitarren heute wohl kaum eine Marke, die mehr polarisiert und mehr Kontroversen auslöst, wie "Epiphone". Die Meinungen gehen weit auseinander und reichen von absoluter Zustimmung bis hin zur totalen Ablehnung. Die Gründe dafür sind unter anderem in der Geschichte dieser Marke zu finden. Im Zuge der elektrischen Untersuchung einiger Tonabnehmer von "Epiphone" entstand jede Menge weiterer Text, der mit dem eigentlichen Thema immer weniger zu tun hatte. Besonders interessant war die Beurteilung der Tonabnehmer im Vergleich zu anderen Angeboten, was dann zu eine kleinen Marktanalyse führte. Da der Artikel länger und länger wurde, kam immer häufiger die Frage auf, ob man da nicht doch besser eine Trennung vornehmen sollte, die ich letztendlich dann mit einem "Ja" beantwortet habe. In diesem Artikel geht es also ein wenig um die Geschichte, das aktuelle Angebot, die Qualität und die Positionierung von "Epiphone" im Markt. Eine genauerer Blick auf die Tonabnehmer sowie elektrische Analysen sind dann Gegenstand weiterer Artikel, die demnächst erscheinen werden. |
1. Geschichtliches: Von Griechenland nach ChinaIm Jahre 1923 tauchten in den USA erstmalig Instrumente unter der Bezeichnung "Epiphone" auf, die von dem griechischen Einwanderer Epimanondas Stathopoulos in seiner Firma "House Of Stathopoulo" in New York produziert wurden. Die Geschichte beginnt aber schon 1873, als sein Vater, Anastasios Stathopoulos, sein erstes Instrument baute. Die Emigration seiner Familie führt 1877 von Griechenland über die Türkei bis in die USA im Jahre 1903. Die Söhne, Epimanondas und Orpheus, halfen schon früh im New Yorker Geschäft, welches den Namen "A. Stathopoulo, manufacturer-repairer of all kinds of musical instruments" trug. Nach Anastasios Tod im Jahre 1915 setzten "Epi" und "Orphie" die geschäftlichen Aktivitäten ihres Vaters fort. Ab 1917 wurden die Instrumente dann unter dem Namen "House of Stathopoulo" hergestellt. 1924 wurde der Name "Epiphone" in den Vereinigten Staaten von Amerika als Marke registriert. Er setzte sich aus Epimanondas Spitznamen "Epi" und dem griechischen Wort "Phone" für Klang zusammen. Die Firma produzierte bis in die 50er Jahre hinein verschiedene Saiteninstrumente die teilweise Weltruf erlangten. Besonders die Archtop-Gitarren stellten eine große Konkurrenz für "Gibson" dar. Als Epimanonda 1943 stirbt, tritt sein Bruder Frixo in die Firma ein. Es kommt jedoch bald zum Streit unter den beiden Brüdern und Frixo verkauft 1948 seine Anteile an Orpheus, der damit die Firma alleine kontrolliert. Bild 1: Reissue einer Epiphone Triumph aus den 40er Jahren Nach dem zweiten Weltkrieg ging die Produktion jedoch drastisch zurück und 1953 geriet die Firma in ernste finanzielle Schwierigkeiten sodas ein erster Besitzerwechsel stattfand, mit dem auch eine Verlagerung der Produktion von New York nach Philadelphia verbunden war. Da die meisten Facharbeiter diesen Umzug jedoch nicht mitmachten, wurde die Firma von dem entstehenden Verlust an Wissen und Erfahrung hart getroffen. Zwar gelang es Orpheus, "Epiphone" 1955 zurückzubekommen, aber es wurden weiterhin kaum Instrumente produziert. In der Folge wurde bereits zwei Jahre später wieder ein Käufer gesucht. Zu dieser Zeit war "Epiphone" schon kein ernsthafter Konkurrent für "Gibson" mehr. Ein kleine Firma aus Californien macht dem damaligen Präsidenten Ted McCarty da wesentlich mehr Sorgen. Allerdings hatte "Gibson" eine Schwäche im Bereich der Kontrabässe, die von "Epiphone" immer noch erfolgreich produziert wurden. McCarty überlegte nicht lange, sondern ergriff die Gelegenheit und so kam der ehemalige Konkurrent 1957 zur "Chicago Musical Instrument Company" (CMI), dem Mutterkonzern von "Gibson". Aus der ursprünglichen Idee mit den Kontrabässen wurde jedoch schnell eine neue Modellreihe verschiedener Instrumente, die aus einer Mischung von Gibson- und Epiphone-Teilen gebaut wurden. Als 1961 die Materialien aus der Epiphone-Fabrik ausgingen, kamen nur noch Materialien von "Gibson" zum Einsatz. Damit begann "Epiphones" Weg zum B-Label. Bild 2: Epiphone Casino (1965) und Wilshire (1962) 1969 wurde die Produktion aus Kostengründen nach Japan ausgelagert. Einige Modelle, wie die "Crestwood", das "Model 1140 Flying V", die "Scroll" sowie die "Sheraton", wurden in der legendären Fabrik von Matsumoku gefertigt, die ebenfalls für "Aria", "Vantage", "Washburn" und "Skylark" produzierte. Mit dieser Entscheidung war jedoch auch wieder ein Bruch in der Modellpalette verbunden. Diese japanischen Epiphones sind also etwas ganz anderes und eher mit den anderen Matsumoku-Instrumenten zu vergleichen. Bild 3: Epiphone Scroll SC-450 produziert von 1976 bis 1979 im Matsumoku-Werk in Japan Da der Kostendruck sich ständig erhöhte, folgte "Gibson" 1983 dem allgemeinen Trend und verlagerte die Produktion von "Epiphone" nach Korea. Hier übernahm hauptsächlich "Samick" die Produktion und wieder gab es eine Bruch in der Modellpalette, dem die meisten ursprünglichen Gitarren von "Epiphone" zum Opfer fielen. Galt die teurere "Crestwood" zum Beispiel als Gegenstück zur "SG", so war es nur konsequent, diese jetzt tatsächlich durch einen echten SG-Nachbau zu ersetzen, da diese Form eine deutlich höhere Akzeptanz bei den Musikern aufwies und somit einen höheren Absatz versprach. Im Jahre 2000 begann man mit der Produktion in der Volksrepublik China. Wieder lieferten die Kosten die hauptsächliche Begründung für den Wechsel und wieder hatte man in der Anfangszeit mit teilweise massiven Qualitätsproblemen zu kämpfen. Die asiatische Mentalität unterscheidet sich ganz wesentlich von dem was wir in Europa oder Nordamerika gewohnt sind. Für einen Asiaten gibt es nichts schlimmeres, als "sein Gesicht" zu verlieren. Wenn also ein Problem auftaucht, "bastelt" man lieber so lange daran herum, bis das Problem nicht mehr sichtbar ist, als sich mit den Partnern in den USA oder Europa auseinanderzusetzen, um gemeinsam eine vernünftige Lösung zu finden. Selbst "Epiphone", als eine der großen und umsatzstarken Marken, scheint da nicht genügend Durchgriff auf die Produktionsqualität der einzelnen Fabriken gehabt zu haben. Das mag einer der Gründe dafür sein, daß seit 2002 Epiphone-Gitarren in einem eigenen Werk in Qingdao hergestellt werden. |
2. Heutiges: Nur noch nachgemacht?Seit der koreanischen Zeit hat "Gibson" die Marke "Epiphone" konsequent im oberen Einsteigerbereich plaziert. Neben wenigen eigenständigen Modellen besteht die heutige Produktpalette hauptsächlich aus lizensierten Kopien bekannter Gibson-Modelle. "Epiphone" ist der einzige "Hersteller", der mit offizieller Genehmigung die Namen der entsprechenden Modelle für seine Instrumente verwenden darf. Das AngebotKonsequenterweise besteht der Schwerpunkt des aktuellen Angebotes aus verschiedenen Variationen des Themas "Les Paul". Zum Beginn des Jahres 2009 fanden sich alleine 18 verschiedene Modelle im Preisbereich von 149 Euro bis 780 Euro. Bild 4: Verschiedene Versionen der "Les Paul" Bei einer solchen Vielfalt, die sich nicht hinter dem Angebot von "Gibson" verstecken muß, darf natürlich der Nachfolger der "Les Paul" nicht fehlen: Die "SG"! Hier eine kleine Auswahl von 149 Euro bis 899 Euro: Bild 5: Das Angebots an "SGs" Die nächst größere Gruppe besteht aus Instrumenten vom Typ "ES-335" und den sogenannten "Archtops". Hier findet man auch die hauseigene "Sheraton" und "Casino", die ihre Verwandschaft zur "ES-335" wahrlich nicht leugnen können: Bild 6: Variationen de "ES-335", "Explorer", "Firebird" und "Flying-V" Schlußendlich gibt es auch noch die "Explorer", die "Firebird" und die "Flying-V", die natürlich auch nicht im Angebot fehlen dürfen. Mit diesen letzten drei Bildern hat man den Großteil des Angebotes bereits dargestellt. Ein Blick auf das aktuelle Angebot von "Gibson" und die Preise bei "Epiphone" zeigen deutlich, was hier Sache und Ziel ist: Es werden im Grunde genommen nur preiswerte Kopien der Originale angeboten. Aus dieser Sicht macht "Epiphone" nichts anderes, wie ein halbes Dutzend anderer asiatischer Hersteller von Elektrogitarren: Es wird einfach kopiert, allerdings mit Genehmigung. Eigenständigkeit scheint zur Zeit nicht besonders gefragt zu sein! KöpfchenZu sehr wollte man bei "Gibson" die Tochter wohl doch nicht im eigenen Teich räubern lassen und so unterscheiden sich die entsprechenden Instrumente vom Original deutlich durch den Kopf, wie das folgende Bild belegt: Bild 7: Gibson und Epiphone Kopf an Kopf Über Geschmack läßt sich bekanntlich trefflich streiten, was letztendlich zu keinem sinnvollen Ergebnis führt. Tatsache ist jedoch, daß einige Kunden von "Epiphone" mit diesem Kopf-Design nicht so recht zufrieden sind. Bastelwütige Vertreter dieser Gruppe greifen dann prompt zu Werkzeug, Material und Selbsthilfe: Bild 8: Epi goes Gibson Eine solche Aktion ist in vielerlei Hinsicht zweifelhaft. Gelingt es, das ganze professionell zu beenden, dann ist die Versuchung groß, auch gleich den Schriftzug von "Gibson" anzubringen, womit das Plagiat vollständig wäre. Jetzt noch schnell eine Auktion bei eBay starten und schon ist man, zumindest in Deutschland, mit dem Gesetz in Konflikt geraten. In den meisten Fällen wird das Ergebnis jedoch nicht wirklich überzeugen und spätestens auf den zweiten Blick wird das ganze dann als "gewollt aber nicht gekonnt" auffallen. Wenn es nur darum ging, den Wiederverkaufswert des betreffenden Instrumentes zu verringern, war das ganze natürlich ein voller Erfolg! SpezialitätenNeben der gesunden Hausmannskost nach dem Vorbild von "Gibson" findet sich im Laufe der Jahre auch die eine oder andere Rarität, wie zum Beispiel ein Instrument in Form der Karte der USA oder die "Airscream". Bild 9: Epiphone Airscream und US-Map Diese, im Design an die einzigartige Optik der amerikanischen Airstream-Wohnwagen angelehnt, war das Signature-Modell der Band "The Trailer Park Troubadours". Neben der Form fiel vor allem die ungewöhnliche Positionierung der EMG-Pickups auf, die natürlich ein Zugeständnis an das Design war. Zumindest beim Klang des Halstonabnehmers dürfte sich die im Juli 2003 vorgestellte "Airscream" deutlich von anderen Elektrogitarren unterscheiden. Derartige Raritäten sind natürlich auch für die Prommis sehr interessant und so soll unter anderem Paris Hilton im Besitz einer "Airscream" sein. Ob sie das Instrument tatsächlich musikalisch nutzt oder ob die "Airscream" als eine von vielen Trophäen nur an der Wand hängt, läßt sich so natürlich nicht mit Sicherheit sagen. In jedem Fall war das jedoch eine schöne Werbung für "Epiphone". Auch heute, nach mehr als sechs Jahren, findet man immer noch Händler, die diese Gitarre anbieten. Allerdings wird der empfohlene Preis von seinerzeit 719 Euro mit jetzt nur noch 499 Euro deutlich unterboten. Ein ungewöhnliches Design ist eben nicht zwingend mit ungewöhnlich hohen Umsätzen verbunden. Daß die "Airscream" heute nicht mehr bei "Epiphone" im Programm ist, aber trotzdem von Händlern angeboten wird, mag als deutlicher Hinweis auf die mangelnde Akzeptanz für dieses ungewöhnliche Instrument gewertet werden. Daran konnte augenscheinlich auch Paris Hilton nichts ändern. Vielleicht hätte man stattdessen einen der bekannten Guitar-Heros wie Hendrix, Clapton oder Page auswählen sollen. Die sehen zwar nicht so gut aus... Die "USA Map Guitar" tauchte erstmalig in den 80ern als Promotion-Instrument auf. 2005 wurde diese Gitarre in einer limitierten Ausgabe wieder angeboten. Abseits der ungewöhnlichen Form fand man hier einen Mahagonikorpus mit dreiteiligem Ahornhals. Aus technischer Sicht war die "USA Map" also nichts Neues, sondern eher eine Design-Spielerei! Das Ende der EliteAuch nach dem Produktionswechsel nach Korea wurden einige wenige Instrumente weiterhin in Japan hergestellt, die dann unter dem Namen "Epiphone Elitist" vertrieben wurden. Im Gegensatz zum normalen Angebot stand hier die Qualität ganz oben und viele dieser Instrumente mußten den Vergleich mit einer Gibson nicht scheuen. Allerdings war hier auch ein deutlich höherer Preis zu entrichten. Bis zum Jahre 2007 wurde das entsprechende Angebot jedoch weitestgehend eingestellt. Heute findet man nur noch eine handvoll Modelle im aktuellen Angebot, die sich aus preislicher Sicht deutlich von den anderen Instrumenten abheben. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, daß sie in den nächsten Jahren ebenfall aus dem Angebot gestrichen werden, da sie sich preislich zu sehr den Gibson-Modellen nähern und in der Folge Absatzprobleme und eine unerwünschte Konkurrenzsituation entstehen könnten. |
3. Betrübliches: Von Hölzern und PappenAus dem Streben nach Gewinnmaximierung haben sich im Laufe der letzten Produktionsjahre bei "Epiphone" eine ganze Reihe von "Merkwürdigkeiten" ergeben. So fand man zum Beispiel lange Zeit keine eindeutige Spezifikation der Korpushölzer. In den Werbematerialien war bei einer Paula zum Beispiel "Alder/Mahagony" zu lesen. Ob es sich jetzt um das eine oder das andere Material oder aber um eine Kombination beider Hölzer handelte, war völlig offen. In der Folge konnte man ein und dasselbe Modell mit einem Korpus aus Erle oder aus Mahagoni finden. Fast schien es so, als ob in der Fabrik das Holz genommen wurde, was gerade verfügbar war. Hier hielt man sich augenscheinlich an den römischen Schreiber Cicero, der da sagte: "Variatio delectat!" Daß es sich bei dem verwendeten "Mahagoni" in der Regel um das wesentlich billigere Nato, einem Holz der Johannisbrotgewächse, handelt, wurde gerne verschwiegen. Die später verwendete Bezeichnung "Nato-Mahagoni" ist jedoch auch irreführend, denn Mahagoni gehört zur Gattung der Meliaceae während Nato zu den Mora Excelsa und Mora Gonggrijpii gehört. Diese Unsicherheit hat unter den Musikern zu vielen Diskussionen geführt und in diesem Zusammenhang den Begriff "Holzroulette" entstehen lassen. Um die Kosten weiter zu senken, ersetzen viele Hersteller manchmal die massiven Ahorndecken der Paula-Kopien durch ein dünnes Furnier. Tatsächlich gibt es jedoch auch Fälle, in denen die Decke aus einfacher Presspappe besteht, wie das folgende Bild beweist: Bild 10: Kopie einer Les Paul Custom mit Decke aus Presspappe Daß es sich im vorliegenden Fall angeblich um eine Epiphone der gehobenen Preisklasse handeln soll, macht die Sache natürlich sehr pikant, denn hier erwartet man als Kunde selbstverständlich die klassische Ahorndecke auf einem Korpus aus echtem Mahagoni! Entsprechend sahen dann auch die Diskussionen aus, die in einem Online-Forum über diese angebliche Epi geführt wurden. Da das Thema Holz im Zusammenhang mit Epiphone-Gitarren in vielen Foren zu umfangreichen Diskussionen führte, die teilweise auch mit Bildern belegt wurden, sah man sich bei "Epiphone" gezwungen, zu diesem Thema Stellung zu beziehen. Am 07. Juni 2004 erschien auf der Webseite der Firma unter dem Titel "Regarding Epiphone Les Paul Custom Tops" eine Verlautbarung des Präsidenten Jim Rosenberg, die sich insbesondere mit der fraglichen "Les Paul Custom" mit der Pappdecke beschäftigt. Sollte der Link nicht mehr funktionieren, kann diese Stellungnahme hier nachgelesen werden. Rosenberg legt dar, daß es sich bei dem fraglichen Instrument um eine Fälschung handelt, denn die Seriennummer ist nicht in den Aufzeichnungen von "Epiphone" enthalten! Solche Fälschungen sind entweder Ausschuß aus den Produktionsstätten, der eigentlich vernichtet werden sollten oder sie wurden von koreanischen Fabriken billig produziert und mit dem Epiphone-Label versehen. Diese Plagiate werden dann abseits der offiziellen Vertriebswege exportiert und gelangen so in Europa oder den USA auf den Markt. Das Nachsehen hat dann der Endkunde, der diesen Betrug häufig gar nicht bemerkt. Für die betroffene Firma, hier also "Epiphone", stellen Plagiate ein großes Problem dar. Selbst wenn es gelingt, rechtlich gegen die Fälscher vorzugehen, was insbesondere in Asien sehr schwierig ist, bleibt immer ein geschädigter Ruf zurück, der mit Geld kaum aufzuwiegen ist. Besonders schöne Maserungen werden gerne mit Hilfe eines sogenannten "Photo Flame" erzeugt. Hier klebt man einfach eine Folie mit dem geeigneten Muster auf und lackiert dann transparent. Dieses Vorgehen hat sich im Bereich der Einsteigermodelle mittlerweile auf breiter Basis bei vielen Herstellern etabliert. Grundsätzlich ist gegen ein "Photo Flame" nichts einzuwenden, solange es aus der Beschreibung des Instrumentes deutlich hervorgeht, was allerdings längst nicht immer der Fall ist. Die "Photo Flames" sind mittlerweile so gut geworden, daß der durchschnittliche Musiker den Unterschied aus optischer Sicht nicht bemerken wird. Hier stellt sich die Frage, wie man sich Gewissheit verschafft? Liegt das Instrument vor, so kann man einen Tonabnehmer ausbauen und ein wenig vom Lack im Schacht entfernen. Findet man dann unten ein dunkleres Holz und darüber eine ca. 8 bis 10mm dicke Schicht eines helleren Holzes, dann scheint die Konstruktion Ahorn auf Mahagoni zumindest zu stimmen. Bild 11: Hier stimmt es! Mahagonikorpus mit Ahorndecke Ob das Ahorn allerdings die entsprechende Maserung aufweist, bleibt ungewiß. Zur Klärung dieser Frage muß man den Lack am Übergang zur Deckenoberfläche etwas entfernen, was wohl keiner ohne Not machen wird, um das Finish des Instrumentes nicht zu beschädigen. Weist der Korpus kein Binding auf, so kann man unter Umständen am Übergang von der Decke zur Zarge einen Bruch der Maserung feststellen, aber das ist nicht ganz einfach und häufig widersprüchlich. Man kann jedoch auch eine indirekte Methode zur Anwendung bringen, die zumindest Indizien liefert. Zu diesem Zweck betrachten wir die drei Bodies im nächsten Bild: Bild 12: Drei Paula-Bodies mit "Quilt Maple Top" Links ist der Korpus einer "Epiphone Prophecy Les Paul GX" dargestellt. Laut Spezifikation besteht er aus Mahagoni mit "quilt maple top". Hier stimmt Beschreibung und Bild überein. Wem der Sinn nach diesem Instrument steht, der muß in den USA mit einem Preis von $799 rechnen. Zum Vergleich wurden zwei Bodies von "Warmoth" herangezogen. Hier muß man $495 für den Rohling in der Mitte und $995 für den fertigen Korpus (rechts) anlegen! Natürlich hinkt dieser Vergleich ein wenig, denn bei "Epiphone" erhält man industriell gefertigte Massenware wohingegen die Bodies von "Warmoth" eher den Status einer Einzelanfertigung haben. Allein die Auswahl der geeigneten Deckenhölzer dürfte einen saftigen Aufpreis zur Folge haben und das 100%ige bookmatching wird man in einer Massenfertigung nie realisieren können, wie bei der "Prophecy" auch deutlich zu erkennen ist. Aber selbst wenn wir davon ausgehen, daß man bei "Epiphone" einen ähnlichen Korpus für die Hälfte des Warmoth-Preises anbieten könnte wird klar, wie dünn die gesamte Kalkulation sein muß, denn dann bleiben für der Rest des Instrumentes nur noch $300 Verkaufspreis übrig, was unter Umständen schon knapp werden könnte. Aus dieser Betrachtung kann man eine ganz einfache Schlußfolgerung ziehen: Solche optisch ansprechenden Decken aus hochwertigen Hölzern sind im unteren Preisbereich nicht zu realisieren! Wer also glaubt, bei einer Elektrogitarre für 250 Euro eine solche Decke zu erhalten, der ist im wahrsten Sinne des Wortes auf dem "Holzweg"! Angesichts des Preises für eine "Epiphone Prophecy Les Paul GX" kann man also mit Recht vermuten, daß es sich bei der Decke nicht um ein Photo Flame handelt. Allerdings ist es möglich, daß eine normale Ahorndecke mit einem geeigneten Furnier kombiniert wurde, um Kosten zu sparen. Aber das ist eine pure Spekulation! Neben diesen "Spielereien" mit Begrifflichkeiten und vorgetäuschten Maserungen, findet man manchmal jedoch auch amtlichen Pfusch! So ist zumindest ein Instrument bekannt, bei dem anläßlich eines Halsbruches, von einem renommierten deutschen Gitarrenbauer im angeschäfteten Kopf ein großes Stück Borke festgestellt wurde. Bild 13: Borke im Kopf einer Paula-Kopie Von einem Versehen kann man in diesem Fall wirklich nicht mehr sprechen, sondern hier liegt ein definitiver Qualitätsmangel vor, der bei der Produktion des Instrumentes augenscheinlich wissentlich in Kauf genommen wurde! Man muß hier zur Ehrenrettung jedoch sagen, daß solche oder ähnlich krasse Fälle die absolute Ausnahme darstellen und auch bei den Instrumenten anderer Hersteller aus diesem Preisbereich (zumindest) denkbar sind, denn sehr häufig beziehen die verschiedenen Handelsfirmen ihre Instrumente aus der gleichen Fabrik. Und was für den einen gilt, könnte folglich auch... Hier sollte man also nicht in erster Linie über eine schlechte Produktionsqualität, sondern über mangelnde oder gar fehlende Prüfungen der Qualität seitens der betreffenden Handelsfirmen klagen! Sowohl der "Borkenkopf" als auch die "Pappdecke" fallen in den Zeitraum von 2000 bis 2005. Sollten beide Instrumente wirklich dem Hersteller "Epiphone" zuzuordnen sein, dann ist es denkbar, daß diese Auswüchse in die Zeit der frühen chinesischen Produktion fallen. Hier hatten viele renomierte Hersteller unter anfänglichen Qualitätsproblemen zu leiden, die heute jedoch der Vergangenheit angehören sollten. Eine weitere Quelle nie endender "Erheiterung" stellt die Qualität der elektromechanischen Bedienelemente dar. Man findet im Internet an "jeder Ecke" Klagen über nicht funktionierende oder frühzeitig verschlissene Schalter oder Potentiometer. Mehr als ein stolzer Besitzer einer Epi hat schon nach kurzer Zeit die gesamte Elektronik ausgetauscht. Manchmal auch inklusive der Tonabnehmer! Da die betreffenden Bauteile beim Kauf in der Regel einwandfrei funktionierten, muß man hier aber nicht von einem Qualitäts-, sondern von einem Zuverlässigkeitsproblem sprechen. Warum man bei einem Instrument für mehrere hundert Euro ein paar Cent für wertige und damit zuverlässigere Bedienelemente einspart ist, bei Licht betrachtet nicht wirklich nachzuvollziehen! Glücklicherweise bleiben solche Probleme und "Tricks" im Zeitalter des schnellen Internet nicht lange verborgen. Diese kleinen "Verfehlungen" haben der Reputation der Marke "Epiphone" aber mit Sicherheit geschadet und wirken in den Köpfen vieler Musiker noch lange nach. |
4. Qualitatives: Verbesserungen durch TestenUnter dem Titel "A Look at Epiphone’s Stringent Inspection Process" findet sich ein Artikel vom Gibson-Mitarbeiter Gabriel J. Hernandez datiert vom 14.01.2009, der sich mit der Inspektion von Epiphone-Elektrogitarren beschäftigt. Folgende Aussagen sind dort zu lesen:
Gehen wir einmal von einem Instrument mit einem Verkaufspreis von 149 Euro und einer Gewinnspanne von 40 Prozent über alles aus, dann gelangt man vor Steuern zu einem Fabrikpreis von 89 Euro, in dem auch schon die Frachtkosten enthalten sein müssen. Mehr als 80 Euro wird der Fabrikpreis also kaum betragen; eher weniger. Da schlagen Testkosten von 9,60 Euro schon mit mindestens 12 Prozent zu Buche. Bei einem Verkaufspreis von 780 Euro betragen die potentiellen Testkosten nur noch 2,1 Prozent. Das ist dann zwar bemerkenswert, aber nicht wirklich ein unlösbares Problem! Solche Testkosten kann man sich im unteren Marktsegment nur leisten, wenn man eine Mischkalkulation machen kann in der die teureren Instrumente die Kosten für die preiswerten Instrumente subventionieren. Aufgrund der breiten Produktpalette hat "Epiphone" eindeutig diese Möglichkeit. Ein Hersteller, der sich nur auf das untere Marktsegment konzentriert, wird hier bereits in Schwierigkeiten geraten und den entsprechenden Test gerne "unter den Tisch" fallen lassen. Wenn wir uns die spärlichen Informationen bezüglich der Ausfälle ansehen, so kommt man zu dem Schluß, daß hier eine initiale Ausfallrate zwischen 19 und 32 Prozent vorliegend ist, was kein gutes Licht auf die Produktionsqualität der betreffenden Fabrik wirft! Tatsächlich dürfte die gesamte Zahl der Ausfälle noch etwas größer sein, da zum Beispiel keine Angaben zu elektrischen Ausfällen gemacht wurden. Zum Vergleich: In der Halbleiterbranche sind im Consumer-Bereich Ausfallraten von weniger als 200 ppm Standard. Die Automobilindustrie fordert für elektronische Bauteile teilweise 50 ppm und weniger. Zur Zeit gehen die Diskussionen sogar in Richtung 0 ppm! Damit ist die Fabrik von "Epiphone" mit einer Ausfallrate von mindestens 190.000 ppm "Lichtjahre" von der Qualität der modernen Halbleiter entfernt! Mit der Einführung eines solchen "Quality Gate" verfolgt ein Hersteller in der Regel zwei Ziele:
So ein Check ist für einen Hersteller immer mit Kosten verbunden, insbesondere wenn ein Teil der Ausfälle nachträglich instand gesetzt werden muß. Man verringert dadurch natürlich die gesamte Ausfallrate, muß aber mit den zusätzlichen Kosten leben. Es ist daher von vitalem Interesse, daß die Produktionsqualität in der Fabrik stark verbessert wird, um die Kosten für die nachträgliche Instandsetzung und den Ausschuß zu minimieren! Man kann davon ausgehen, daß sich die meisten Probleme bezüglich des mechanischen Setups oder der Elektronik mit wenig Aufwand beheben lassen. Bei falsch oder fehlerhaft positionierter Hardware oder Probleme mit dem Finish sieht es da schon anders aus. Vermutlich bleibt hier ein Rest von gut 10 Prozent, der auf diese Weise abgeschrieben werden muß. Damit kann die Ausbeute in der Fabrik nicht größer als 90 Prozent sein! Die erwähnten internen Tests dienen alle der Qualitätsverbesserung und die Auflistung liest sich in der Tat sehr gut. Was jedoch eindeutig fehlt, sind Angaben zu den Retouren. Wieviele Produkte werden, nach dem Qualitätstest, bei der Auslieferung an den Endkunden oder kurz danach doch noch als mangelhaft bewertet und wieder zurückgeschickt? Eigentlich sollten jetzt keine Qualitätsprobleme auftauchen, doch in den Kommentaren zum erwähnten Artikel findet man allein zwei Beiträge, die das genaue Gegenteil dokumentieren: Zitat lee mc: Zitat Dan: Wenn man eine Weile in den einschlägigen Diskussionsforen stöbert, wird man sicherlich noch eine ganze Reihe weiterer Aussagen finden, die in die gleiche Richtung zielen. So gut scheint das Quality Gate also doch nicht zu funktionieren oder es besteht ein latentes Lebensdauerproblem, welches dafür sorgt, daß die Instrumente nach dem Check ihre Eigenschaften noch weiter negativ verändern! Irgendwo dazwischen dürfte die Wahrheit liegen und in beiden Fällen sollte man bei "Epiphone" über diesen Sachverhalt keinesfalls erfreut sein! Versuchen wir nun, die mögliche Aufallrate für den Kunden etwas einzugrenzen. Dabei unterstellen wir zunächst, daß der Qualitätstest gar nicht vorhanden ist und nehmen den besten Fall an. Dann würde der Endkunde mindestens mit einer Ausfallrate von 19 Prozent konfrontiert. Das heißt, eines von fünf Instrumenten muß als mangelhaft bezeichnet werden. Im Umkehrschluß bedeutet das für den modernen Online-Käufer, daß er mit einer Wahrscheinlichkeit von eben jenen 19 Prozent ein fehlerhaftes Instrument erhalten würde! Keine schönen Aussichten also! Beim Testen von integrierten Halbleiterschaltungen mit Hilfe automatisierter Testsysteme sind Testabdeckungen von mehr als 99,7 Prozent nicht nur die Regel, sondern schlicht notwendig, um die geforderten sehr geringen Ausfallraten überhaupt erreichen zu können. Die Wiederholbarkeit eines Tests liegt dabei über 99 Prozent. Solche Werte sind bei einem manuellen Test, der von einem Menschen durchgeführt wird, nicht zu erreichen! Selbst bei einem gut geschulten Mitarbeiter kann eine durchzechte Nacht ausreichen, um am nächsten Morgen den Blick für eine schlechte Lackierung nachhaltig zu trüben. Auch wenn die zur Verfügung stehende Testzeit im Durchschnitt aureichend sein sollte, wird der Tester bei einem gehäuften Auftreten von Ausfällen in Zeitnot geraten. In der Folge wird die betreffende Person bestrebt sein, diesen Verlust wieder aufzuholen, was dann zu Lasten der Testqualität geht. Eine Effizienz von 95 Prozent stellt da sicherlich schon einen sehr guten Wert dar. Gehen wir von nur 90 Prozent aus, so verbleiben in der Menge der guten Produkte maximal 3,2 Prozent nicht entdeckter Ausfälle, die erst beim Händler oder noch viel schlimmer, beim Endkunden bemerkt werden. In der Praxis wird man solche hohen Ausfallraten - insbesondere bei den teureren Modellen - wohl nicht erreichen, denn auch die Händler führen teilweise noch einmal eine Überprüfung und Reparatur aus. In Ermangelung genauer Zahlen für die Rückläufer bleibt jedoch ein potentielles Risiko zwischen 3,2 und 19 Prozent zurück. Dieses Risiko wird sich so in seiner ganzen Dramatik jedoch nicht präsentieren, denn die Zielgruppe Anfänger ist in der Regel mangels Erfahrung nicht in der Lage, viele Mängel auch als solche zu erkennen! In der Folge unterbleibt häufig eine entsprechende Mängelrüge und der Hersteller kann sich über eine (scheinbar) geringe Ausfallrate freuen. Es ist also sehr wichtig, daß die Kunden solche Ausfälle erkennen und die betreffenden Instrumente umgehend beanstanden. Nur dann wird der Hersteller dazu gezwungen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen! Aus den eben gemachten Betrachtung läßt sich jedoch nicht die Aussage ableiten, "Epiphone" wäre besser oder gar schlechter, als Hersteller XY, denn dazu sind vergleichbare und vollständige Daten erforderlich, die von den Herstellern in der Regel nicht geliefert werden. Sie wissen mit Sicherheit, warum sie das nicht machen, denn mit großer Wahrscheinlichkeit wird die Qualität ihrer Produktion in diesem Preisbereich nicht höher sein! Die Tatsache, daß "Epiphone" einen solchen Qualitätstest offensichtlich durchführt und ja auch offen (zumindest teilweise) dokumentiert hat, spricht für die Firma und ihr Verständnis von Qualität. Die aus den Angaben ermittelbaren Werte deuten jedoch darauf hin, daß die Effizienz dieses Tests nicht besonders hoch ist, womit sich auch die entsprechenden Klagen im Internet erklären lassen. Hier ist also eindeutig noch "Room for Improvement"! Desweiteren wird aus dem Artikel nicht klar, ob die erwähnten Tests weltweit von allen Distributoren durchgeführt werden. Sollte das nicht der Fall sein, so existiert hier eine deutliche Lücke! Es ist denkbar, daß ein solcher Großhändler die Instrumente ohne Test weiter nach Europa oder in die USA verkauft und natürlich kann man als Endkunde im Zeitalter der Globalisierung auch direkt bestellen. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Das Ausfallrisiko steigt auf mindestens 32 Prozent an! Der Endkunde wird dabei jedoch nicht differenzieren, woher er das Instrument bekommen hat. Für ihn ist das einfach ein Ausfall bei "Epiphone"! Auch für diesen Fall finden sich in den Kommentaren zwei entsprechende Fragen: Zitat cat: Zitat benzakonium: Hier sollte "Epiphone" umgehend Klarheit schaffen und die Einführung der Tests zwingend vorschreiben! Im Hinblick auf Effizienz und Kosten wäre es sogar wesentlich sinnvoller, diese Tests am Ende der Produktion in der Fabrik selber durchzuführen, aber da scheint es vielleicht noch ein anderes Problem zu geben. In diesem Zusammenhang ist ein weiterer Artikel aus den "Epiphone News" vom 30.05.2007 sehr interessant. Unter dem Titel "Gibson Qingdao Factory - All Epiphone... All The Time!" findet sich dort ein Interview mit Scott Lewis, dem Chef von "Gibson Qingdao" in China. Er berichtet: Zitat Scott Lewis: Wer eine solche Angabe machen kann, der muß die Ausfälle durch einen Test ermittelt haben! Das bedeutet, daß zumindest zu dieser Zeit, die Ausfallrate in Qingdao nicht größer als 5 Prozent war, was angesicht des hohen Anteils an manuellen Arbeitsschritten durchaus bemerkenswert ist! Das sind zwar immer noch 50.000 ppm, aber jetzt wollen wir auch fair sein und das ganze richtig betrachten! Dazu nehmen wir an, daß eine Elektrogitarre aus insgesamt rund fünfzig einzelnen Bauteilen besteht. Um eine Ausfallrate von 50.000 ppm für das fertige Instrument zu erreichen, darf jedes Bauteil maximal eine durchschnittliche Ausfallrate von 1.000 ppm haben. Andernfalls ist dieses Ziel aus statistischer Sicht nicht zu erreichen! Es ist heute ohne Probleme möglich, Bauteile mit deutlich geringeren Ausfallraten zu produzieren, wie das Beispiel Halbleiter sehr gut zeigt. In einer hauptsächlich manuellen Produktion ist die größte Fehlerquelle erfahrungsgemäß der Mensch. Er trägt also zur Ausfallrate des Endproduktes entscheidend bei! Unterstellen wir, daß für jedes Bauteil nur 300 ppm erlaubt sind, dann bleiben für den Faktor "menschliche Arbeitsschritte" 50.000-50*300=35.000 ppm übrig, was 3,5 Prozent entspricht. Wenn es also gelänge, auch für die Arbeitsschritte eine größere Erfolgsquote zu erreichen, so ließe sich die Ausfallrate um genau diese 3,5 Prozent noch verbessern! Durch ein besseres Training der Mitarbeiter sollte sich diese Zahl in den letzten zwei Jahren weiter verringert haben, sonst machen die Quality-Leute in der Fabrik einen Fehler! Wenn man die Ausfallrate des "15-Punkte-Tests" von 2009 mit der Ausfallrate von Qingdao aus dem Jahre 2007 vergleicht, stellt sich jedoch eine einfache Fragen: Wieso ergibt ein abschließender Qualitätstest eine Ausfallrate von bis zu 32 Prozent, wenn die Fabrik selber einen Qualitätstest durchführt, der einen Ausschuß von "nur" 5 Prozent feststellt? Hier sind verschiedene Gründe möglich:
Eine zu geringe Testabdeckung hat immer zur Folge, daß fehlerhafte Produkte nicht entdeckt werden und somit an den Kunden ausgeliefert werden. Eine Ausfallrate von 5 Prozent klingt zunächst sehr gut. Wirklich gut ist diese Zahl aber nur, wenn sich dazu eine Testabdeckung von mehr als 95 Prozent gesellt! Wer bei einer Gitarre nur prüft, ob die Saiten aufgezogen sind und stolz feststellt, daß das bei 95 von 100 Instrumenten der Fall ist, der vergißt eben, daß der Hals schief sein kann, daß die Bünde nicht abgerichtet sein können, daß... Dann wird das eben der Kunde feststellen! Manchmal ist eine mangelhafte Testabdeckung auch politisch begründet. Je geringer die Effizienz eines Tests ist, desto größer ist natürlich die Ausbeute! Besonders wenn die betreffenden Mitarbeiter eine bestimmte Ausbeute als Bonus-Ziel haben, gerät man unter Umständen leicht in Versuchung, an dieser Schraube zu drehen. Einem Manager wird das in der Regel nicht auffallen. Ob die entsprechenden fehlerhaften Produkte dann wirklich zeitnah negativ auffallen, ist nicht unbedingt gegeben. Unter Umständen kann es schon eine Weile dauern, bis der Ball zurückgespielt wird. Für die Betrachtung der Punkte 2 bis 4 nehmen wir an, daß sowohl die Testabdeckung in Qingdao in Ordnung, also auch die Ausfallrate real ist. Somit dürften eigentlich keine Fehler mehr auftreten. Es ist bekannt, daß "Epiphone" seit der koreanischen Zeit seine Instrumente aus verschiedenen Fabriken bezieht. Bis heute sind 7 Werke in Korea, 2 Werke in Indonesien, zwei japanische Werke, eine Fabrik in Tschechien und 6 Werke in der Volksrepublik China bekannt, von denen Qingdao nur eines ist. Wenn alle die gleichen Tests mit der gleichen Effizenz verwenden, dann ist ja alles klar! Wenn nicht, ist auch alles klar, denn dann existiert über alle Produkte betrachtet eine Lücke in der Testabdeckung und was das bedeutet, habe ich bereits zwei Absätze früher dargelegt. Verändert sich das Produkt nach dem Verlassen der Fabrik, so kann auch ein Lebensdauerproblem die Ursache sein. Ist zum Beispiel das Holz nicht ausreichend abgelagert und getrocknet, so tritt im Lauf der Zeit noch ein gewisser Schwund auf. In der Folge kann sich der Hals verziehen oder die ursprünglich passend abgelängten Bünde wachsen seitlich aus dem Griffbrett heraus. Da hilft dann auch kein noch so guter Test und keine hochqualitative Ausführung der Arbeiten, sondern hier ist einfach nur besseres Material gefragt! Andernfalls wird der Kunde dieses Problem irgendwann selber festellen. Ausfälle durch Transportschäden kann man natürlich nicht der Fabrik anlasten. Gleichwohl handelt es sich um Ausfälle, die insgesamt die Ausbeute verringern und die Ausfallrate erhöhen. Wie die Ausfallrate des "15-Punkte-Tests" tatsächlich zustande kommt, läßt sich aus unserer Sicht leider nicht verlässlich darstellen. Man kann darüber lediglich Vermutungen anstellen. Unter der Annahme, daß der Test in Qingdao sowie der "15-Punkte-Tests" bei den Distributoren ausreichend effizient sind und die Ausfallraten ebenfalls stimmen, kommt man zu zwei Schlußfolgerungen:
Sollten diese Schlüsse nicht stimmen, so muß zwingend die Testabdeckung in Qingdao mangelhaft sein! Als nächstes betrachten wir die gesamte Ausbeute und dabei setzen wir uns den Januskopf auf! Einerseits sind wir nett und unterstellen, daß mit den Tests alles in Ordnung ist. Andererseits fassen wir jetzt die bekannten Ausbeuten für den schlechtesten Fall zusammen:
Das ergibt dann eine gesamte Ausbeute von 0,95*0,8*0,75=0,57 was 57 Prozent entspricht! Naja, sind wir nett und rechnen auch den besten Fall durch. Dann hätten wir
Also lautet die Rechnung: 0,95*0,9*0,9=0,77. Die Ausbeute wird sich unter diesen Annahmen also zwischen 57 und 77 Prozent bewegen, was selbst dem dümmsten Manager das Wasser in die Augen treiben sollte! Unterstellen wir netterweise, daß sich die festgestellten Setupprobleme vollständig beheben lassen, dann bleibt immer noch eine Spanne von 76 bis 85 Prozent übrig, was bedeutet, daß rund ein Viertel aller in der Produktion eingesetzen Aufwendungen verloren gehen! Im Vergleich zur Produktion einer integrierten Halbleiterschaltung sind die notwendigen Prozesse für den Bau einer Elektrogitarre vergleichsweise einfach. Unterstellt man die Verwendung einwandfreien Materials sowie optimierte automatische Produktionsschritte, so dürfte der Löwenanteil dieser Ausfallrate zu Lasten des "Produktionsmittels" Mensch gehen! Innerhalb der letzten sieben Jahre sollten die Mitarbeiter in Qingdao jedoch in ausreichender Weise trainiert worden sein, sodas so eine hohe Ausfallrate unmöglich sein sollte. Auch die eben gemachte Überlegungen führen zu dem Schluß, daß entweder eine schlechte Testabdeckung in Qingdao und / oder weitere Fabriken an der Produktion beteiligt sind, die im Extremfall gar keinen Qualitätstest durchführen, sodas diese Fehler bei den Distributoren auffallen. |
5. Ordnung für den Markt: Kategorien, Segmente und PreisgruppenWenn man die Verteilung einzelner Produkte nach ihren Preisen betrachtet, so erhält man unter anderem einen guten Überblick darüber, wie der betreffende Hersteller im Markt positioniert ist. Zu diesem Zweck betrachtet man die Häufigkeitsverteilung, die manchmal auch kummuliert (aufsummiert) wird. Zunächst muß man sich jedoch Gedanken über die Anzahl und die Aufteilung der einzelnen Preisgruppen innerhalb der zu betrachtenden Preisspanne machen, die sich leicht aus der Differenz des teuersten und des billigsten Instrumentes ermitteln läßt. Anschließend teilen wir die festgestellte Preisspanne willkürlich in die Kategorien "Low-End" "Mid-Range" und "High-End" auf. Gesteht man jeder Kategorie ein Lower- und Upper-Segment zu, die ihrerseits wieder je zwei Gruppen enthalten, so ergeben sich insgesamt zwölf Preisgruppen, auf die sich alle Produkte des Angebotes verteilen lassen. Bild 14: Preiskategorien, -segmente und -gruppen Jetzt sind noch zwei Fragen offen:
Möchte man eine allgemeine Vergleichbarkeit erreichen, so muß man das gesamte Angebot aller Hersteller berücksichtigen. Es ist also nicht ausreichend, nur das Angebot eines Herstellers für sich alleine zu betrachten! Zum Schluß geht es um die Aufteilung der Produkte in die zwölf Preisgruppen. Nimmt man eine gleichmäßige Aufteilung im Sinne einer arithmetischen Folge vor, dann wird man feststellen, daß sich die große Menge aller Produkte in den ersten beiden unteren Preisgruppen befindet. Eine konstante Breite der einzelnen Preisgruppen ist also nicht sinnvoll, sondern erzeugt eine verzerrte Darstellung! Man erhält ein deutlich besseres Ergebnis, wenn man eine geometrischen Folge als Grundlage der Verteilung wählt. Dadurch ergeben sich für jede Preisgruppe automatisch steigende Preisbereiche. Das ganze Verfahren ist quasi eine Art logarithmische Darstellung und sorgt für eine gleichmäßige "Verteilung" der Produkte auf alle Preisgruppen. Natürlich kann man die Einteilung auch anders vornehmen, indem man als Grenzen zum Beispiel ganze Hunderter festlegt und die einzelnen Preisgruppen unterschiedlich breit gestaltet. Analysten und natürlich auch die einzelnen Hersteller, haben da sicherlich unterschiedliche Vorstellungen. Wie auch immer eine solche Einteilung erfolgt, bleibt sie jedoch immer willkürlich. Bevor man verschiedene Anbieter auf diese Weise zu vergleicht sucht, sollte man also zunächst feststellen, wie die statistischen Grundlagen aussehen, sonst vergleicht man wieder einmal "Äpfel mit Birnen"! |
6. Die Position im MarktVon billig bis teuer: Die allgemeine PreisspanneWie groß die Preisspanne von der billigsten bis zur teuersten Elektrogitarre tatsächlich ist, läßt sich nur ermitteln, wenn man das gesamte Angebot aller Hersteller analysiert. Das ist jedoch eine sehr umfangreiche Aufgabe, die mit vertretbarem Zeitaufwand nicht zu realisieren ist. Es wurde sich daher exemplarisch auf das Angebot eines großen deutschen Online-Anbieters beschränkt. Die hier ermittelte Preisspanne reichte von knapp 80 Euro bis zu 16.000 Euro. Da es sich bei Instrumenten über 10.000 Euro in der Regel um Signature- oder Custom-Modelle handelt, die aus statistischer Sicht als Ausreißer zu bezeichnen sind, wurde die Preisspanne auf den Bereich bis 10.000 Euro eingeschränkt. Was kostest Du? Die Preise für Epiphone ElektrogitarrenUm die Häufigkeitsverteilung der Preise für Elektrogitarren von "Epiphone" zu bestimmen, wurden die notwendigen Daten von verschiedenen Online-Anbietern mit Hilfe einer Suchmaschine ermittelt. Sie stellen natürlich nur Momentaufnahmen dar und unterliegen, auf den gesamten Markt betrachtet, einer gewissen Streuung. Hier ist insbesondere festzustellen, daß zwischen den Angeboten in verschiedenen Staaten durchaus bemerkenswerte Unterschiede auftreten können, die zu einem verzerrten Bild führen. Das wird besonders dann problematisch, wenn ein bestimmtes Instrument nur außerhalb Europas angeboten wird. In einem solchen Fall bleibt nichts anderes übrig, als den gefundenen Preis mit Hilfe des aktuellen Wechselkurses auf Euro umzurechnen. Weicht der Preis zu stark ab, sollte man im Zweifelsfall lieber auf eine Nutzung verzichten, um das Bild nicht zu stark zu verzerren. In der Regel findet man bei allen Händlern "verbraucherfreundliche" Preise. 149 Euro sind eben viel günstiger, als 150 Euro und selbst $199,95 versprechen gegenüber $200,00 noch eine deutliche Einsparung. Diesem "Trick" wurde entgegengewirkt, indem alle ermittelten Preis auf ganze Zehner aufgerundet wurden. Dieses Vorgehen ist haltbar, da die zu betrachtende Verteilung der Häufigkeiten eh auf einer Einteilung in Preisgruppen beruht. Von Haufen und Häuflein - Wo liegen sie denn?Werfen wir zunächst einen Blick auf die kumulative Häufigkeitsverteilung der Preise: Bild 15: kumulative Häufigkeitsverteilung der "Epiphone" Elektrogitarren Anhand der Kurve ist deutlich zu erkennen, daß gut 92% aller Instrumente im Preisbereich bis 810 Euro liegen. Zwischen 810 Euro und 1.900 Euro ergibt sich kaum noch ein Zuwachs. Hier werden also nur sehr wenige Instrumente angeboten. Der größte Zuwachs findet sich im Bereich von 230 Euro bis 810 Euro. Hier ist das Angebot folglich am größten. Nur knapp 10% aller Instrumente sind für einen Preis von unter 230 Euro zu erwerben. Damit liegen 80% aller Instrumente im Preisbereich von 230 Euro bis 810 Euro. "Epiphone" bleibt dadurch mit der Mehrheit seines Angebotes in Europa unter der psychologisch wichtigen Grenze von 1.000 Euro! Aus den 80er Jahren kenne ich die eiserne Regel, daß man eine brauchbare Elektrogitarre nicht unter einem Preis von 500 DM erwerben kann, was ich in meinen damaligen Streifzügen durch die hamburger Musikläden auch so bestätigen konnte. Tatsächlich war das Angebot unterhalb dieser Schwelle auch vergleichsweise gering und namenhafte Hersteller sucht man hier vergeblich. Überträgt man diese Regel auf heutige Verhältnisse, so gelangt man zu einem Preis von rund 250 Euro. Allerdings darf man dabei nicht vergessen, daß die Produktion in den letzten 30 Jahren stark rationalisiert wurde. In der Folge kann man heute brauchbare Instrumente durchaus für 150 Euro finden, die sich qualitativ nicht zwingend vor den 500-Mark-Instrumenten der 80er verstecken müssen. Diese alte und eiserne Regel scheint auch heute noch im Marketing von "Epiphone" bekannt zu sein, denn genau im Preisbereich von 150 Euro bis 230 Euro beginnt das ernsthafte Angebot mit 8% der Instrumente, welches eindeutig auf den "Einsteiger" zielt. Daß man bei billigeren Angeboten kaum noch ernst zu nehmende Instrumente finden kann, ist hinlänglich bekannt. Trotz aller Rationalisierungen ist Qualität auch heute noch eine Frage des Preises. Insbesondere wenn der Preis unterhalb von 100 Euro liegt, findet man bei allen Herstellern aufgrund der großen Streuung nur noch mit Glück ein brauchbares Instrument. Ob dieses auch in zwei Jahren noch spielbereit ist oder ob sich dann das Holz verzogen hat oder gar gerissen ist, scheint zumindest fraglich. Gerade als unerfahrener Anfänger sollte man um Instrumente dieser Preisklasse einen großen Bogen machen! Wer schon ein wenig Erfahrung hat und nach einer besseren Elektrogitarre Ausschau hält, der findet im "Lower Mid-Range" ein recht breites Angebot. Gut 60% aller Gitarren wurden hier positioniert. Definiert man dieses Segment als "oberen Einsteigerbereich", so liegt man damit sicherlich nicht verkehrt! Sehen wir uns nun weitere Details im Hinblick auf die Verteilung der Häufigkeiten an: Bild 16: Häufigkeitsverteilung der "Epiphone" Elektrogitarren Wer mit Statistik und Stochastik ein wenig vertraut ist der weiß, daß viele Zufallsgrößen der sogenannten Gaußschen Normalverteilung folgen. Diese glockenförmige Kurve wurde zum Vergleich in die Verteilung eingefügt. Mit ihrer Hilfe läßt sich eine interessante Erkenntnis gewinnen: Bis zum "Lower Mid-Range" folgt das Angebot von "Epiphone" gut der Normalverteilung. Danach fehlt das entprechende Angebot. Es sieht aus, als ob jemand ein großes Stück aus der Verteilung herausgeschnitten hätte. Normalerweise wäre auch im oberen Preisbereich ein entsprechend abfallendes Angebot vorhanden. Da unsere Häufigkeitsverteilung auf reellen Marktpreisen beruht, haben wir damit den Beweis gefunden, daß "Epiphone" den oberen Preisbereich gezielt ausspart, um nicht in Konkurrenz zu "Gibson" zu treten. Daß man im oberen Bereich doch einige wenige Instrumente finden kann, tut dieser Erkenntnis keinen Abbruch, denn es handelt sich dabei durchwegs um Klassiker von "Epiphone", die einerseits so nicht in das Angebot von "Gibson" passen würden und andererseits aufgrund der relativ geringen Nachfrage keine wirkliche Konkurrenz für die vergleichbaren Instrumente von "Gibson" darstellen. Es wäre sicherlich interessant, eine vergleichbare Analyse der Gibson Gitarren zu machen. Vermutlich wird man hier den fehlenden Teil der Verteilung finden. Tja, was man mit Statistik nicht so alles anstellen kann! |
7. FazitDie Firma "Epiphone" hat sich im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte von einem unabhängigen Hersteller mit homogenem Angebot zu einem abhängigen B-Label entwickelt. Ganz offensichtlich wurde das Angebot gezielt auf die untere Hälfte des Marktes beschränkt, wobei der Schwerpunkt im oberen Drittel dieses Preisbereiches liegt. Damit ist die Zielgruppe eindeutig der Anfänger oder der fortgeschrittene Musiker mit kleinem Geldbeutel und starkem Hang zu Gibson-Instrumenten. Die Nähe zu "Gibson" ist dabei ein zweischneidiges Schwert. Einerseits nutzt man diese Tatsache, um "Epiphone" von anderen Herstellern und Hausmarken innerhalb dieses Marktbereiches abzugrenzen, wie es "Fender" ebenfalls mit "Squier" macht, und etwas höhere Preise durchzusetzen. Andererseits werden dadurch aber auch beim Kunden höhere Qualitätserwartungen geweckt, die man in diesem Marktsegment nicht unbedingt erwarten kann. Ein schlechtes Setup wird man bei einer "Stagg A300" für 249 Euro leichter akzeptieren, als bei einer "Epiphone Dot Studio" für den gleichen Preis! Die vielen Diskussionen zum Thema "Epiphone" und Qualität sprechen da eine deutliche Sprache! Als B-Label hat "Epiphone" zwei Aufgaben:
Gegenüber anderen B-Labels bietet "Epiphone" für seine "Mutter" einen großen Vorteil: Es ist eine seit Jahrzehnten gut eingeführte und bekannte Marke, was die Akzeptanz bei den Musikern eindeutig erhöht! Viele junge Musiker, die den Preis für eine originale "Gibson" nicht aufbringen können, greifen gerne zur "Epiphone" und sonnen sich dann in der Vorstellung, immerhin eine von "Gibson" produzierte Gitarre zu besitzen. Das nutzen die Marketingstrategen natürlich aus und so sind die meisten "Epis" immer ein wenig teurer als vergleichbare Instrumente anderer Hersteller. Die oben beschriebenen Qualitätsprobleme scheinen mehrheitlich in die Anlaufphase der chinesischen Produktion zu fallen. Im Hinblick auf die Spezifikation der Instrumente macht man jetzt wieder genauere Angaben und Probleme im Bereich der Materialien und der Verarbeitung scheinen in letzter Zeit nicht mehr so im Fokus zu stehen. Augenscheinlich hat man die Qualitätsprobleme wohl ein wenig in den Griff bekommen. Die Lebensdauer der elektromechanischen Bauelemente scheint jedoch ein weiterhin bestehendes Problem zu sein! Wer heute zu einer "Epiphone" greift, macht sicherlich keinen großen Fehler, denn hier handelt es sich um eine Marke, die einen gewissen Namen zu verlieren hat. Allzugroße Pannen oder gar systematische Probleme wird man sich in der Produktion also nicht leisten können. Allerdings darf man, gerade in den unteren Preisbereichen, auch keine Wunder erwarten, bloß weil im Hintergrund der Name "Gibson" steht. Wer eine Elektrogitarre für 149 Euro anbieten will, der muß einen sehr hohen Rationalisierungsgrad in der Produktion erreichen, sehr günstig einkaufen und die manuellen Tätigkeiten auf ein absolutes Mindestmaß einschränken. Solchen Anforderungen fallen natürlich zuerst Einstellarbeiten und Qualitätsprüfungen zum Opfer. In der Folge steigt die Streuung der Verarbeitungsqualität erzwungenermaßen stark an. Unter diesem "Problem" haben jedoch alle Hersteller, die sich in diesem Preisbereich bewegen, zu leiden. "Epiphone" ist mit der Einführung des "15-Punkte-Tests" eindeutig auf dem richtigen Weg. Allerdings sollte sowohl die Effizienz dieses Test verbessert, als auch eine lückenlose Anwendung sichergestellt werden! Aufgrund der stark schwankenden Ausfallwahrscheinlichkeiten sollte der kaufwillige Musiker der allgemein bekannten Grundregel folgen und das betreffende Instrument persönlich anspielen und überprüfen! Dieser Rat gilt natürlich auch für die anderen Anbieter in diesem Marktsegment. Es ist allerdings erstaunlich, daß gerade junge Musiker diesbezüglich häufig unter einer partiellen Amnesie zu leiden scheinen. Ein Arztbesuch und die aufmerksame Lektüre der Guitar-Letters verspricht da allerdings Abhilfe! |
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